Ägypten

Geschichte

Abstieg zu einer römischen Provinz

Spätzeit (664–332 v. Chr.)

Die von den Assyrern eingesetzte Herrschaft der Saiten (ca. 685-525 v. Chr.) läutete die letzte Phase des Alten Ägypten ein. Mithilfe eines großen Heeres griechischer Söldner einte Psammetike I. Oberägypten und schüttelte das assyrische Protektorat ab. Unter zunehmend griechischem Einfluss blühten Kunst und Kultur während dieser „saitischen Renaissance“ auf, doch mit der Schlacht bei Pelusion ging die Macht an die Perser über. Kambyses II. begründete 525 die erste persische Dynastie des achämenidischen Ägyptens. Im Zuge verschiedener nationalistischer Aufstände wechselten die Pharaonen in rascher Folge den Thron, so dass ein zweiter Einfall der Perser 342 die letzte einheimische Dynastie stürzte. Was nun folgte, war eine systematische Zerstörung der ägyptischen Kultur. Das Land wurde geplündert und die Tempel derartig geschändet, dass sich die Priester veranlasst sahen, die wertvollen Statuen so zu versteckten, dass sie teilweise erst im 20. Jh. wieder gefunden wurden. 332 erreichte die mazedonische Flotte Pelusium, wo Alexander auf den Gouverneur Mazaces stieß, der ihm das Achämenidenreich kampflos übergab und der hellenistischen Kultur damit ohne Blutvergießen die Tür öffnete.

Griechisch – ptolemäische Epoche (332 - 30 v. Chr.)

Die Ära der ptolemäischen Herrschaft in Ägypten ist eines der am besten dokumentierte Zeiträume der hellenistischen Zeit. Nach dem Tode Alexanders wurde Ptolemaeus I. Soter als Pharao von Ägypten gekrönt, der das Ptolemäische Reich begründete. Der starke hellenistische Staat erstreckte sich vom südlichen Syrien bis nach Nubien. Die Hauptstadt Alexandria entwickelte sich als Zentrum griechischer Kultur sowie als größte Handelsstadt des Mittelmeerraumes. In tiefer Verehrung der ägyptischen Hochkultur folgten die Griechen den pharaonischen Traditionen und förderten eine ägyptisch-hellenistische Symbiose. Sie reorganisierten die Verwaltung sowie die Wirtschaft Ägyptens und sanierten den unter der Regentschaft von Darius I. (522–486 BC) erbauten Verbindungskanal zwischen dem Nil und dem Roten Meer. In diese Zeitphase fällt auch die Ansiedlung vieler Juden aus dem benachbarten Palästina sowie von Galatern und anderen Kelten aus Gallien und Osteuropa in Ägypten.

Trotz des Baus prächtiger neuer Tempel für die ägyptischen Götter blieben die Ptolemäer fremde Besatzer und damit eine privilegierte Minderheit mit eigenem Status, zu dem die einheimische Bevölkerung kaum Zugang erhielt. Nicht nur mit ägyptischen Nationalisten, auch innerhalb der Dynastie tobten heftige Auseinandersetzungen. Ptolemaios IV. (221-205 v. Chr.) und Kleopatra sind noch heute für ihre kühl kalkulierten Mordaufträge innerhalb der Familie bekannt. Dadurch schwand die Autorität im Volk und Rom mischte sich in die inneren Angelegenheiten Ägyptens ein. Um den Machtanspruch zu sichern, zeugte Kleopatra VII. aus der Liaison mit Julius Cäsar Caesarion, doch mit Caesars Ermordung im Jahre 44 v. Chr. scheiterten diese Pläne. Auch das Verhältnis mit Marcus Antonius konnte das Ptolemäische Reich vor dem Machtstreben Oktavians (später Augustus) nicht mehr retten.

Griechisch-römische Zeit (30 v. Chr. - 395)

Nach dem Tod von Kleopatra VII. im Jahre 30 v. Chr. erklärte das Römische Reich Ägypten zur Provinz. Der wichtigste Zweck war die Sicherung von Getreidelieferungen, weshalb die römische Verwaltung keine Veranlassung unternahm, das ptolemäische Regierungssystem umzugestalten. Die weiterhin im Dienst verbliebenen Griechen lebten weitestgehend unter sich, denn die Römer hatten wenig Interesse, ihre neue Provinz zu besiedeln. Ägypten diente lediglich als Provinz zur Beschaffung von Luxusgütern, dem Import von Obelisken, aber auch der Verwaltungsstrukturen ins Römische Reich. Hatte Ägyptens Wirtschaft unter Nero infolge der Instandsetzung der Infrastruktur noch prosperiert, verursachten Aufstände ab 175 einen wirtschaftlichen Niedergang, so dass Caracalla (211-217) den Ägypter das römische Bürgerrecht gewährte, um mehr Steuern erheben zu können.

Kultur, Bildung und staatsbürgerliches Leben änderten sich bis auf religiöse Konflikte im 1.Jh. bis zur Regierungszeit der christlichen Kaiser kaum. Die über 3000 Jahre alte Hochkultur fand endgültig ihren Niedergang, als Theodosius 383 ein Dekret zur Schließung aller pharaonischen Tempel erließ, wobei bereits zu dieser Zeit kaum noch jemand die Hieroglyphenschrift beherrschte. Als Schmelztiegel verschiedener religiöser Glaubensrichtungen blühte Ägypten jedoch auf. Babylonische Magie und Astrologie, der Mitraskult sowie die Schulen des Neoplatonismus beförderten im 3. Jh. eine reiche alchimistische Literatur in griechischer Sprache. Auch das Christentum mit zahlreichen Sekten wie den Gnostikern verbreitete sich rasch. Mit dem Edikt von Diokletian im Jahr 298 begann für die koptischen Christen eine Ära der Verfolgung.

Oströmisch-byzantinische Phase (395 - 640)

Unter der Herrschaft von Konstantin kam es zur Gründung von Konstantinopel als neue Hauptstadt des Römischen Reiches, das im Laufe des 4. Jahrhunderts in zwei Teile geteilt wurde. Zum Oströmischen Reich zugehörig, wurde Ägypten mit dem Fall des Weströmischen Reiches im 5. Jahrhundert noch stärker isoliert und zunehmend byzantinisch geprägt. Alexandria war weiterhin Zentrum religiöser Kontroversen und gewalttätiger Auseinandersetzungen, die die Ära der klassischen griechischen Kultur beendeten und Ägypten zunehmend vom Empire entfremdeten. Die Bestrebungen von Justinian (482-565), das Reich zurückzuerobern, schwächten jedoch den militärischen Schutz der Provinz. Die andauernden römisch-persischen Kriege bereiteten den Boden für die muslimische Eroberung Ägyptens um 640. So endeten mit Malthus insgesamt 975 Jahre römischer Herrschaft und es begann die Geschichte Ägyptens im islamischen Kulturkreis.